Cave Canem. Feuerhunde zum Schutz von Haus und Hof
Hermetische Gefässe aus Erde, gebrannt und geflammt.
seit 2022
Das hermetische Gefäss verweigert sich seiner Funktion, es ist verschlossen. In der Alchemie gilt es als das Behältnis der Gegensätze, es empfängt und nährt die Materie, die verwandelt wird.
Form, Material und Machart der Feuerhunde ist angelehnt an prähistorische Tonhornobjekte, die in weiten Teilen Europas in der Bronzezeit gefunden wurden. Anhand der Inschrift – Warnung vor dem Hund – wird Expressis Verbis der wohl älteste Freund des Menschen zum Schutz für Haus und Hof angerufen. Der Hund hat in zahllosen Mythologien einen zentralen Platz als Zwischenwesen, Psychopomp, als Führer zwischen dem Leben und dem Tod, Bekanntem und Unbekanntem, Menschlichem und Tierischen, Bewusstem und Unbewusstem. Apotropäische, unheilabwehrende Objekte können Trost und Sinn stiften und zu einem besseren Leben beitragen.
bisherige Ausstellungen:
Antenne Nenzing Material wird Form. Nenzing, 04.09.—02.10.22 kuratiert von Karlheinz Pichler
Galerie Z Lorenz Helfer & Freunde. Hard, 24.11.2022—07.01.2023
Steinbruch Ludesch 12.05.2023-12-7.2023 kuratiert von Nadine Moser
Sihlquai 253 Zürich, 24./25.11. 2023 mit Künstlergespräch
Photobastei Zürich, Einsichten, Visarte+Friends, 08.12.—17.12. 2023
Karak Bludenz seit 1.2023: zu sehen über der vergoldeten Esse
Die prähistorische Archäologie kann nur versuchen, anhand von Machart, Gestaltung und Anordnung von Objekten und Vorkehrungen auf apotropäischen, unheilabwehrenden Charakter oder auf eine kultische Verwendung zu schliessen. Nachvollziehbarer werden die geistigen Hintergründe erst anhand von Inschriften, wenn bestimmte übernatürliche Kräfte Expressis Verbis um Schutz angerufen werden.
Historischer Hintergrund: Tonhornobjekte
In Siedlungen und Gräbern in Mitteleuropa wurden Tonhornobjekte mit unterschiedlichen Grössen und Proportion aus Keramik gefunden, die auf die Bronzezeit datiert werden (10 000 v. Chr.). Zu ihren Merkmalen gehört die auf eine ebene Standfläche ausgerichtete Basis, der Objektkörper, beidseitig aufsitzende Hörner und eine meist einseitige Verzierung. Die Hälfte der gefundenen Objekte zeigt Spuren sekundärer Feuereinwirkung an Rücken, Nacken und Aussenseiten der Hörner. Ihre prägnante Form verleiteten zu plakativen, interpretierten Begriffen Mondhorn, Mondbilder (Keller 1858), Feuerbock/Firedog (Tschumi 1912) und Mondidol (Bella/Müller 1891) [1].Archäologische Studien zur Machart schliessen ihre profan-funktionelle Verwendung als Firstziegel, Nackenstütze, oder Feuerbock aus. Am wahrscheinlichsten gilt wegen der eher flüchtigen Machart der meisten Objekte, dass diese als Gerätschaften in einem kultisch-rituellen Zusammenhang verwendet wurden oder als aufgestelltes Kultobjekt in regelmässigen Abständen erneuert wurden. Als Kultobjekt, Idol und Symbol wird diskutiert: Mondsichel, gehörntes Tier, Mondhorn, Vogelbarke, Schiff, Hüter von Feuer und Herd. Als Gerätschaft kommt in Frage: Ritualkalender, Mondkalender, Astro-geodätisches Messgerät. Die Tonhornobjekte sind an der Ausgrabungsstätte meist nicht vollständig erhalten, die Hornspitzen sind deutlich unterrepräsentiert, auf ein Körperteil finden sich nicht 2 sondern 0,8 Hornspitzen, in reichen Siedlungen finden sich bis zu 6 Tonhornobjekte pro Haus.[2]
[1] Skulpturen der Spätbronzezeit: Mondhörner, Feuerböcke, Firstziegel? Deutungen und Befunde der Tonhornobjekte, Daniela Hager, Oktober 2009,
[2] Feuerböcke und Mondidole aus Gräbern- ein Beitrag zum Symbolgut der späten Bronze und frühen Eisenzeit Mitteleuropas, Simon Matzerath, 2009, Archäologische Informationen 32/2009, 165-172
Der Hund als ältester Freund
Es ist vorstellbar, dass zu den ersten Taten des Menschen, kaum dass er den aufrechten Gang beherrschte und das Tier getroffen hatte, die Zähmung des Hundes und die Begründung einer Freundschaft gehörte. „Die Überlegenheit seiner Sinne und sein ausgeprägtes Gefühl für Aufrichtigkeit boten uns die Möglichkeit in Bereiche vorzustoßen, in die wir uns ohne seine Hilfe und Führung nicht hätten vorwagen können. Er kann finden, was wir in den sprichwörtlichen Wäldern des Unbekannten verloren haben…. Er war bereit, mit einer aufblühenden und vorbehaltlosen Liebe aus seiner wölfischen Abstammung heraus in unsere Welt zu kommen.“ Wir erlernten eine beseelte Beziehung zum Unbekannten. Der Hund spielte damals wie heute im täglichen Leben eine wichtige Rolle als Begleiter auf der Jagd und als Hüter des Hauses und der Vieherden. Er zeichnet sich durch andere, damals sicher als übernatürlich empfundene Eigenschaften aus wie ausgeprägte Sinne, die Wahrnehmung elektromagnetischer Felder, Witterungsvermögen, Orientierungsvermögen und eine Sensibilität gegenüber Naturphänomenen.
Der Hund hat in zahllosen Mythologien einen zentralen Platz als Psychopomp (Seelenbegleiter). Der Hund, unser ständiger Begleiter wurde mit unserem anderen ständigen Begleiter assoziiert, dem Tod. Hunde, wilde Aasverschlinger, die das Tote erschnüffeln und verzehren, fügsam und stets hungrig mit ihren Pfoten in die Tiefen der Erde hineingraben, Knochen verbuddeln oder entdecken, erwarten den Tod und assimilieren ihn…“. Die Leine, mit der wir einen Hund halten, verbindet uns mit den Energien von Leben und Tod. Die Art, wie wir mit der Leine umgehen, sagt alles darüber, wie wir die ambivalente Natur der Gefilde des Hundes erleben.