Wächterfiguren
aus Porzellan und Steinzeug
Hintergrund: Heraufbeschwören und Bannen gehen oft Hand in Hand. Wächterfiguren existieren seit prähistorischer Zeit in vielen Kulturen und Regionen wie Afrika, Asien und Europa. Im assyrischen Reich hält Lamassu (600 v. Chr), in China der Wächterlöwe (300 v.Chr.) böse Geister und Dämonen fern. Fassadenschmuck, Wasserspeier und Konsolfiguren an Gebäuden und Brunnen werden in Europa seit der Antike in Form von Tieren oder dämonischen Gestalten angebracht, um das Bewohner, Arbeitende, Betende zu schützen.
Konzept: In dieser Arbeit werden synantrope – bekannte, hauseigene –„Monster“ aufgerufen, um Gefahren abzuwehren (cave canem). Der Bildhauer wirkt als Animator des Objektes. Durch Projektion und Vergrösserung verwandelt sich das Abbild zum Subjekt, das Präsenz einnimmt und Wirkung zeigt.
Unheilabwehrende, apotropäischen Objekte wirken in einem Grenzbereich zwischen Kunst, Magie und im weitesten Sinne auch Medizin: Sie bedienen die Idee von Abwehr nach Aussen, und Schutz nach Innen. Schutzzauber, eine Form von magischem Denken, gilt als Placebo, er wirkt, auch wenn wir nicht daran glauben.


ca 25x35 cm. Grünware in der Werkstatt am Antrocknen.
Nächste Schritte: Politur, Trocknen, Rohbrand, Glasur, Rakubrand.
Porcellio scaber/ räudiges Schweinchen. Wächter aus Steinzeug 2025
Die Assel ist der Krebs, der aus dem Wasser ans Land zog. Von diesen Krebsen des Landes erfüllt die Kellerassel (lat. porcellio scaber, dt. räudiges Schweinchen) am meisten das Versprechen des Tierkreiszeichen Krebs: das Zeichen der häuslichen Umgebung. Selbstbestimmt entschied sich dieses Tier dafür, am liebsten synanthrop – dem Menschen angepasst und zugehörig – Kolonien zu bilden: in unseren ebenerdigen und unterirdischen Räumen, unter Schränken und Teppichen, in Gewächshäusern und am Komposthaufen.
Der Krebs symbolisiert als Tierkreiszeichen die natürlichen Rhythmen und Zyklen, in denen wir uns selbst „eine Heimat geben“. Er evoziert den Instinkt für Schutzorte und Erholung, auf dass wir täglich dahin zurückgehen, wo wir wohnen. Das Zeichen des Krebses schwebt über dem erforderlichen Alleinsein und dem geselligen Beisammensein. Doch es steht auch für den erbitterten Selbstschutz vor Eindringlingen. Der Panzer des Krebses ist die feste Umschreibung von Grenzen, die das Verletzliche absichern.
Preview: Palais Thurn und Taxis, Mitgliederausstellung der Berufsvereinigung Bildender Künstler. Unterm Teppich, 10. Mai bis 15. Juni 2025